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Dark Romance: Zwischen dunkler Fiktion und realer Verantwortung

22.11.2024

Neben vielen Romance- oder Romantasy-Büchern und Tropes wie "Enemies to lovers" oder Eishockey-Romance erobert ein umstrittenes Buchgenre die For-You-Pages der Jugendlichen auf BookTok: Dark Romance. Was es mit diesen kontroversen Büchern auf sich hat, erfährst du hier!

Was ist Dark Romance?

In diesen Geschichten geht es um romantische Beziehungen, bei denen moralisch dunkle Themen wie Mobbing, Stalking oder Kriminalität eine Rolle in der Hauptbeziehung spielen. Durch BookTok gewinnt dieses Genre an immer mehr Beliebtheit und einige Dark-Romance-Romane wie "Haunting Adeline" oder "Very Bad Kings" erklimmen auch schon die Bestsellerlisten.

Warum erfreut sich Dark Romance bei einigen Lesenden so großer Beliebtheit?

Dark Romance zieht besonders viele junge Menschen an, da die Geschichten eine faszinierende Mischung aus Spannung und Tiefe bieten. Sie behandeln düstere Themen und komplexe Beziehungen, die einen intensiveren geistigen Reiz erzeugen als traditionelle Liebesromane. Dieser besondere Reiz liegt in den oft unkonventionellen Handlungen und den emotionalen Konflikten, die die Lesenden auf eine intensivere Weise in den Bann ziehen.

Was ist die Kritik an Dark Romance?

In Dark-Romance-Romanen werden toxische Verhaltensweisen in Beziehungen dargestellt und oft nicht passend eingeordnet. Stattdessen werden sie eher auf eine romantisierende Weise geschrieben, die die dunkelsten Fantasien von Lesenden reizend ansprechen soll. Dazu zählen u. a. Machtmissbrauch, Stalking, Mobbing, Entführungen, sexuell übergriffige Verhaltensweisen oder andere schwere kriminelle Handlungen – grundsätzlich auch gegenüber der weiblichen Protagonistin. Einige behaupten zur Verteidigung gegen diese Kritik, dass die Geschichten in Dark Romance nur Fiktion seien, andere dagegen, dass auch die Fiktion einen Einfluss darauf habe, wie Beziehungen in der Gesellschaft gesehen werden. Häufig wird das jedenfalls bei sehr jungen Menschen vermutet, die auf Dark Romance-Bücher z. B. durch BookTok treffen. Diese seien in der Regel nämlich nicht in der Lage, toxische Verhaltensweisen einfach nur als dunkle Fantasie und Fiktion einzuordnen. Hinzu kommt, dass für viele von ihnen, die Dark-Romance-Bücher lesen, diese der erste Berührungspunkt sind, wie eine romantische Beziehung aussieht. Aufgrund dessen fordern auch immer mehr Menschen eine Altersbeschränkung für Bücher. 

Unabhängig von diesen Kritikpunkten wird auch an anderen Stellen manchmal nicht ernst genug mit den dunklen Themen in Dark-Romance-Romanen umgegangen. So finden sich in einigen Dark-Romance-Büchern unzureichende Pseudo-Triggerwarnungen, die z. B. lediglich den Inhalt beinhalten, dass beim Lesen „das Gehirn gefickt“ werden könnte und „einige Sätze dies definitiv tun werden“. Vor allem angesichts der ganzen schwierigen Themen, die in solchen Romanen vorzufinden sind, wäre in diesen eine genaue Triggerwarnung angebracht. Dennoch gibt es auch einige Dark-Romance-Romane, die dieser Verantwortung in dem Bereich angemessen nachgehen und auch auf die reine Fiktion dieser Romane hinweisen.

Lässt sich die Fiktion in Dark-Romance-Romanen von der Realität trennen?

Ein häufig vorgebrachtes Argument gegen die Darstellung toxischer Verhaltensweisen in Dark-Romance-Büchern ist, dass es sich lediglich um Fiktion handelt. Viele Lesende, besonders die, die diesem Genre verfallen sind, sind sich der toxischen Beziehungen bewusst, die in diesen Geschichten vorkommen, und haben kein Interesse daran, solche Verhältnisse im realen Leben zu führen. Für sie stellt diese Welt eine Fantasie dar, in der sie sich in düstere Szenarien vertiefen können, um ihre geheimsten Gedanken und Wünsche zu erkunden. Interessanterweise setzen sich einige dieser Lesenden sogar aktiv gegen physische und psychische Gewalt in der realen Welt ein.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass Dark-Romance-Romane oft von Frauen für Frauen geschrieben werden, was bedeutet, dass die Lesenden freiwillig in eine „Opferrolle“ eintauchen. Hierdurch entsteht ein Gefühl der Kontrolle über das Geschehen, da sie sich aus der eigenen Perspektive mit der Protagonistin identifizieren können. Dies unterscheidet sich erheblich von Geschichten, die von Männern über Frauen geschrieben werden, was als problematischer angesehen wird. In einem fiktionalen Roman wird diese Darstellung von toxischen Beziehungen als das erkannt, was sie ist – reine Fiktion, im Gegensatz zu toxischen Inhalten auf Social Media, die oft als realer wahrgenommen werden.

Jedoch kann diese fiktive Welt insbesondere für unerfahrene Lesende problematisch werden, wenn sie Schwierigkeiten haben, die fiktionalen Elemente von der Realität zu unterscheiden und die dargestellten Inhalte nicht angemessen einordnen können.

Wie stehen lesende junge Menschen zu Dark Romance?

Die Stimmung ist gespalten: einige feiern Dark-Romance-Romane, wie man auf BookTok erkennen kann, andere kritisieren die toxischen Beziehungen in Dark-Romance-Romanen, wie z. B. Nina (16), die der Meinung ist, dass in Dark Romance-Romanen toxische Beziehungen zu realitätsnah dargestellt und sehr romantisiert werden – auf Kosten derjenigen, die im echten Leben durch diese Probleme durchmüssen. Aber die meisten, die BookTok nutzen, wissen von der Existenz dieses Genres und der Debatte darum. 
Viele derjenigen, die keine Dark-Romance-Romane lesen, wünschen sich aber jedenfalls einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem kritischen Genre, und sind der Meinung, dass die Möglichkeit besteht, dass die dunkle Fiktion von der Realität getrennt werden könnte. Solange der Roman die Beziehung nicht als ideale Beziehung darstelle, seien die Romane in Ordnung, so eine Befragte von uns. 
Es komme bei der eigenen Meinung über Dark Romance auch darauf an, welchen Fantasien man sich beim Lesen hingeben will: Je nachdem kann man sich in Dark-Romance-Romane reinversetzen, also zu diesen "relaten", oder eben nicht – das ist jedenfalls die Meinung von Melis (20) und Nil (20). Aus diesem Grund lesen die beiden auch keine Dark-Romance-Bücher.

Zum Thema "Dark Romance" haben wir auch ein Kurzvideo gedreht, in dem wir junge Menschen aus Düsseldorf zu dem Thema befragt haben. Dieses findest du auf Instagram und TikTok auf @youpod.de.

Wie sollte man mit Dark Romance umgehen?

Obwohl es wichtig ist, die toxische Fiktion von Dark-Romance-Romanen von der Realität zu trennen, bleibt diese dennoch ein potenzieller Einfluss auf die Wahrnehmung junger Menschen und die Gesellschaft im Allgemeinen. Angesichts der problematischen Darstellung von Beziehungen ist es daher entscheidend, nicht unreflektiert auf solche Werke zuzugreifen. Das Genre wird häufig kritisiert, doch trotz seiner Kontroversen wird ihm von vielen, die es nicht lesen, eine gewisse Daseinsberechtigung zugestanden. Dabei wird sich allerdings ein verantwortungsbewusster Umgang gewünscht.

Ein solcher Umgang könnte viele negative Auswirkungen der Romane mildern, indem der Fokus darauf liegt, die Geschichten als reine Fantasie zu erkennen. Um dies zu erreichen, wäre es sinnvoll, Altersbeschränkungen einzuführen und klarere Hinweise oder Triggerwarnungen zu geben. Für besonders junge Leser*innen könnte eine Altersbeschränkung helfen, die Inhalte besser einordnen zu können, da sie je nach Lebensalter und Erfahrung eher dazu in der Lage sind, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Altersbeschränkungen sind dabei nicht nur eine Maßnahme, die bereits bei Filmen, Serien und Videospielen Anwendung finden, sondern auch ein sinnvoller Schritt, um die Sicherheit und das Wohl von Jugendlichen zu gewährleisten. Insbesondere für jene, die durch die Verhaltensweisen der männlichen Protagonisten getriggert werden könnten, sind präventive Maßnahmen wie Triggerwarnungen unerlässlich.

von Athina

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