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Der Untergang des Hauses Usher – Ruhrtriennale startet mit Edgar Allan Poe

15.08.2021

In der Wiederholung liegt die Kraft. So kann sie zu einem Ritual werden, aus dessen gemeinsamen Erleben sich eine besondere Spannung entfaltet und einen Raum spürbar vibrieren lässt. Diese, äußerst subjektive Empfindung, greift auch am Abend des Eröffnungstags der diesjährigen Ruhrtriennale. Zwei Pianisten sitzen sich an jeweils einem Flügel gegenüber und spielen synchron rund 15 Minuten Akkorde, die zunächst schrill klingen und dann immer tiefer werden. Ein Spiel mit den Neven des Publikums, das dem Eintauchen in ein mystisches Ritual gleicht. Dann treten sechs Schauspieler*innen in schwarzen Gewändern auf. Tippeln als Gruppe vor die Tribüne und setzen mit tiefer, melancholischer Stimme zum Sprechen an. 

Gespielt wird "Der Untergang des Hauses Usher" in einer Inszenierung der schweizerischen Regisseurin und neuen Festival-Intendantin Barbara Frey. Spielort ist die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck, die durch ihr längliches Erscheinungsbild samt roter Backsteinmauern, hoher Fenster und einer vorgelagerten Treppe einen schlossähnlichen Charakter aufweist. Im Inneren hingegen dominiert der Maschinenhallencharakter: In der Mitte ragen verschiedengroße Fördermaschinen aus dem Boden heraus. Die Fenster sind mit Holzlatten zugenagelt, durch die sich die letzten Sonnenstrahlen der Dämmerung hinein schieben. Der Raum wurde, abgesehen von der Fensterverkleidung, als Bühnenbild weitgehend unberührt belassen und nur ebenjene beiden Flügel, ein paar Schlagwerk-Elemente, einzelne hölzerne Stühle und Bücher angereichert (Bühne: Martin Zehetgruber). Das Ensemble gehört dem Burgtheater Wien an, das an dieser Inszenierung als Koproduzent beteilgt ist.

Der Text entspringt der Feder des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe, der Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, und als Großmeister der Kurzgeschichten und Gruselliteratur gilt. Die Kurzgeschichte "Der Untergang des Hauses Usher" zählt dabei zu seinen wichtigsten Werken. Sie handelt von einem namenlosen Erzähler, der seinen Jugendfreund Roderick Usher auf dessen Anwesen, einem gruseligen Haus, aufsucht, nachdem dieser ihm einen aufwühlenden Brief zukommen lassen hat. Dort trifft er auf einen Mann, der gezeichnet ist von einer tiefen Schwermütigkeit und Melancholie und sich seit ihrer gemeinsamen Jugend sehr verändert zu haben scheint. Ein besonders atmosphärischer Abend, den Barbara Frey zu ihrem Start präsentiert und der voll und ganz in den düsteren Gedankenkosmos von Poe hinabsteigt. Angereichert mit vier weiteren Erzählungen des Autors ("Das Feeneiland, "Die Grube und das Pendel", "Die Affäre in der Rue Morgue" & "Berenice") schafft Frey mit ihrem sechsköpfigen Schauspielensemble und zwei Pianisten eine auf den Text konzentrierte Inszenierung, in der sie den Text mehrsprachig (deutsch, englisch & ungarisch) sprechen lässt und ihn so förmlich seziert. 

Weitere Vorstellungen am 17. und 19. bis 22. August um jeweils 20.30 Uhr. Tickets und mehr Informationen findet Ihr hier.

von Marvin

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