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Die Blechtrommel – Auf dem Sprung in die deutsche Vergangenheit

16.06.2021

Der Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass gehört bis heute zu den wichtigsten Werken der deutschen Nachkriegsliteratur. Darin wird die Geschichte von Oskar Matzerath erzählt, aus dessen Perspektive Jahrzehnte deutscher Geschichte erzählt wird. Am Schauspiel Köln hat nun Regisseurin Marie Schleef ihre erste Inszenierung präsentiert und bringt den Roman in der Bühnenbearbeitung von Oliver Reese als Monolog auf die Bühne. Das Besondere: Die Regisseurin, die sich in ihren Arbeiten besonders für weibliche Autorinnen und Protagonistinnen interessiert, fügt der Geschichte eine weibliche Perspektive hinzu und bringt sie punktuell mit Oskars Erlebnissen zueinander. Premiere war am 11. Juni im Depot 2. 

Lange passiert erstmal nicht viel. Die Bühne ist von einem schwachen blauen Licht gezeichnet. Rechts steht ein umzäuntes Trampolin, auf dem der Schauspieler und Solodarsteller des Abends, Peter Miklusz, monoton herumspringt. So wie der kleine Oskar Matzerath die Welt ablehnt, so eigensinnig lehnt er zu Beginn die Konventionen ab und bleibt ganz bei sich. Auf die Umzäunung werden die Zacken der Blechtrommel projiziert. Ein raffinierter Transfer des Spielens der Blechtrommel zum Hopsen auf dem Trampolin – der Rhythmus bleibt. Das Geklacker geht einem nach kürzester Zeit allerdings schon wahnsinnig auf die Nerven. Aber das soll es ja auch, ganz nach dem Geschmack des trotzigen kleinen Jungens. Links hängt von der Bühnendecke außerdem eine Übertitel-Tafel, auf die im Laufe des rund 75-minütigen Abends Sätze zu historischen Frauen, die insbesondere in der Nazizeit gelebt haben, projiziert. Dann hält Miklusz sein Spiel an und lenkt die Aufmerksamkeit auf Frauen, wie den Jüdinnen Anne Frank oder Perla Ovitz und der Nationalsozialistin Helena Hanfstaengl. Der Gedanke, auch die Frauen und ihre Geschichten sichtbarzumachen, ist richtig und wichtig, wird künstlerisch allerdings nicht weiter eingebunden und bleibt eine Randnotiz, die das Bühnenspiel ergänzt. Und so zieht der düstere Abend recht schnell und reibungslos vorbei. Was bleibt ist der löbliche Ansatz der Regisseurin und ein bemühter Peter Miklusz. Aber warum man den Text in dieser Form im Jahr 2021 so auf die Bühne bringen muss, bleibt unbeantwortet. 

von Marvin

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