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"Dieses Statement verletzt mich" – Ron Iyamu reagiert auf Erklärung des Schauspielhauses

23.03.2021

Am Dienstagabend wendete sich der Schauspieler Ron Iyamu, der Opfer rassistischer Vorfälle am Düsseldorfer Schauspielhaus wurde, erstmals nach dem WDR-Beitrag vom 18. März in einem Video über Instagram an die Öffentlichkeit. (Das Video findet ihr unter dem Text.)

Darin berichtet er einerseits von großem Zuspruch und vielen Nachrichten, die er von ebenfalls Betroffenen sowohl vom Düsseldorfer Schauspielhaus als auch anderen deutschen Theaterhäusern erhalten habe. Einige davon würden derzeit planen, ihre Geschichten ebenfalls in die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei soll es neben weiteren Rassismus-Vorfällen auch um Fälle von Sexismus und Machtmissbrauch im Theaterbetrieb gehen. Andererseits kritisiert er die Stellungnahme scharf, die das Schauspielhaus am Montagmorgen veröffentlicht hat.

Iyamu widerspricht Aussage von Intendant Schulz

Iyamu berichtet, dass das Schauspielhaus weder auf sein Facebook-Statement noch auf seinen Wunsch nach einem Dialog reagiert habe. Damit widerspricht er Intendant Wilfried Schulz, der in einem Interview mit der Rheinischen Post, das am Dienstagabend veröffentlicht wurde, angab, dass er "ihm in den letzten Tagen mehrere Angebote für ein Gespräch gemacht" habe.

"Das klingt nach Versagen!"

Irritiert zeigt sich Iyamu auch von grundlegenden Passagen der Stellungnahme: Dass die Theaterleitung angibt, dass ihr nicht bewusst genug gewesen sei, "wie weitreichend und tiefgreifend diese Erfahrungen für ihn sind", verletze ihn sehr. Im vergangenen Herbst habe er sogar um eine Vertragsauflösung gebeten und konkret benannt, dass er wegen Rassismus-Erfahrungen das Haus verlassen möchte. "Das klingt nach Versagen", sagt er.

In dem Zuge hinterfragt er auch die aufgeführten "Programme und Aktionen gegen Rassismus – auf und jenseits der Bühne", von denen in der Stellungnahme zu lesen ist. Kleinere anti-rassistische Projekte würden zwar im öffentlichen Raum durchgeführt werden, meint Iyamu, aber innerhalb des Hauses auch nur auf der kleinen Unterhaus-Bühne und nie auf der Großen Bühne. Das sei aber wichtig, weil gerade dort Rassismus und Sexismus reproduziert werde.

Der*die Diversity-Beauftragte solle mehr Kompetenzen erhalten

Als einen wesentlichen Baustein macht das Leitungsteam des Theaters die Position des*der Diversity-Beauftragten aus, die es seit Mitte 2019 am Haus gibt. Iyamu allerdings gehen die Kompetenzen, die der oder die Stelleninhaber*in aktuell hat, nicht weit genug. Es passiere nichts in den Einladungen für Vorsprechen, in der Autor*innenschaft am Großen Haus und in puncto Diversität, "die mehr als eine Instrumentalisierung sein sollte, um Werbung zu machen". Daher fordert er, dass der*die Diversity-Beauftragte auch Einfluss darauf haben sollte, was auf der Großen Bühne gezeigt wird und was die Strukturen innerhalb des Hauses angeht.

"Es gibt keine Anti-Rassismus-Fortbildungen für Mitarbeiter*innen!"

Daneben weist er auch die Behauptung zurück, dass dem Leitungsteam Anti-Rassismus-Fortbildungen für Mitarbeiter*innen wichtig sei, wie es in der Stellungnahme heißt. Solche Fortbildungen gebe es am Haus nicht – mit einer Ausnahme: Ein Critical-Whiteness-Workshop fand am Jungen Schauspiel für das Junge Schauspiel statt, allerdings erst nach einer nachdrücklichen Forderung durch Iyamu selbst.

Abschließend kündigt er an, dass in Kürze mit der Veröffentlichung weiterer solcher Erfahrungsberichte durch Iyamu und andere Mitarbeiter*innen des Hauses zu rechnen sei. Einige ehemalige Mitarbeiter*innen äußerten sich bereits in den letzten Tagen auf Social Media und beschrieben die Atmosphäre am Haus als "grundlegend menschenfeindlich". 

von Leo C.

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