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Bunny – Auf der Suche nach dem richtigen Platz in der Gesellschaft

04.06.2020

Für sein Stück "Harry Potter und das verwunschene Kind" wurde der englische Autor Jack Thorne 2018 mit einem Tony Award, einem bedeutenden US-amerikanischen Theaterpreis, ausgezeichnet. Sein Theaterstück "Bunny", das er weit vor seinem größten Erfolg schrieb, wurde 2010 in Edinburgh uraufgeführt und war dann ein Jahr später mit der deutschsprachigen Erstaufführung am Nationaltheater Mannheim auch erstmals in Deutschland zu sehen. In Duisburg wurde das Stück nun von Spieltrieb - dem Jungen Ensemble im Theater Duisburg - wieder herausgeholt und mit der 19-jährigen Emma Stratmann auf die Bühne im Opernfoyer gebracht. Regie führte Matthias Matz. Die Premiere, die ursprünglich für den 20. März eingeplant war, musste wegen der Corona-Pandemie allerdings auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Nun konnte der Monologabend aufgrund der Lockerungen der Corona-Beschränkungen doch noch Premiere in der laufenden Spielzeit feiern. Ein glücklicher Umstand für alle Beteiligten, wie man bei der Einführung am Premierenabend am 21. Juni heraushören konnte. 

Die 18-jährige Kati wird von ihrem Freund Abe von der Orchesterprobe abgeholt. Die beiden holen sich ein Eis und gehen die Straße lang, als ein Junge auf dem Fahrrad Abe streift und ihm sein Eis auf die Straße fällt. Abe tritt gegen das Rad und die beiden geraten in eine Prügelei, bei der Katis Freund unterliegt. Der Junge fährt davon. Doch die drei wurden von Abes Arbeitskollegen beobachtet, die kurzerhand beschließen, die Sache nicht auf sich beruhen lassen zu wollen. Sie fahren dem Jungen hinterher und wollen ihm eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergessen soll. 

Jack Thornes "Bunny" spielt in der Originalfassung im britischen Luton. Regisseur Matthias Matz hat beim Lesen zwischen Luton und Duisburg solch große Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Städten entdeckt, dass er sich entschieden hat, die Handlung nach Duisburg zu verlegen und die Geschichte der 18-jährigen Duisburgerin Kati (Im Original: Katie) zu erzählen. Ein interessanter Schachzug, der allerdings nicht konsequent genug in der Duisburger-Fassung umgesetzt wurde. Die Schwierigkeit der Lokalisierung setzt sich dabei auch im Arrangement der Inszenierung fort: Die Einrichtung der Bühnenfläche ist sehr kleinteilig und schafft es nicht die vielen verschiedenen Orte, die in der Geschichte vorkommen, zu erzählen. Viele bunte Luftballons, mit Decken in Tarnfarben überhängte übereinander gestapelte Stühle, ein hängender Blumentopf, Strohballen und zwei große Holzräder. Aufgrund der farblichen Komposition werden hier eher Assoziationen an eine Halloween- oder Geburtstagsparty in einer Scheune geweckt. Gelungener dagegen ist das Kostümbild: Zu Beginn tritt die junge Darstellerin in einem weißen Hasenkostüm auf, welches sie im Laufe des Abends abstreift und eine schwarz-weiße Schuluniform zum Vorschein kommt. Gebrochen wird dieses strenge Outfit durch zwei unterschiedlich farbige Kniestrümpfe. Das Mädchen, dass nicht so recht in die ihr aufgezwungene Rolle passen und rebellisch gegen jede gesellschaftliche Konvention agieren will. Das spielt Emma Stratmann überzeugend und besticht vor allem in den ruhigen, eindringlichen Momenten. 

Doch sie fällt immer wieder der weitestgehend einfallslosen Regie zum Opfer. Oft stapft sie nur orientierungslos durch den Raum, reißt zusammenhangslos die Fenster auf (mit der Konsequenz, dass laute Geräusche von draußen hereinströmen, sie selbst aber leiser spricht) und spielt immer wieder längere Passagen mit dem Rücken zum Publikum. Schöne Bilder werden so nicht kreiert und der Abend bekommt nach der Hälfte der Spielzeit seine Längen. Auch das Lichtkonzept wirkt eher nur funktional und unterstützt das Spiel nur schwach. Auf Musik wird - bis auf eine längere Sequenz beim Einlass - vollständig verzichtet, sodass der Fokus nur auf der Spielerin lag, die dem Druck in der Gesamtheit nicht vollends standhalten konnte. Definitiv zu viel verlangt, von einer nicht-professionell ausgebildeten Darstellerin. Und so bleibt "Bunny" ein Theaterabend, der hier und da seine schönen Momente hat und doch schnell wieder verblassen wird.

von Marvin

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