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Hamlet – Die Kult-Inszenierung aus Dresden zieht ins Düsseldorfer Schauspielhaus ein

17.02.2019

Ich rufe dich Hamlet –
Ich rufe dich Hamlet, 
Fürst, Vater, Dänenkönig.
Fürst, Vater, Dänenkönig.
O gib Antwort!

"Tribut an meinen Vater Hamlet!" – so will es der dänische Prinz Hamlet. Hamlet ist tief getroffen von dem überraschenden Tod seines Vaters, dem König von Dänemark. Und nun, nur wenige Wochen nach diesem schweren Schicksalsschlag, präsentiert seine Mutter Gertrud den Bruder des Verstorbenen Claudius als ihren neuen Gatten und somit den neuen König von Dänemark. Als Hamlet dann auch noch durch die geisterhafte Erscheinung seines Vaters erfährt, dass dieser von seinem Bruder Claudius ermordet wurde, sieht er rot. Er schwört Rache und schließt sich mit seinem Vertrauten und Mitstudenten Horatio zusammen und schmiedet einen Plan. Mit einem selbstgeschriebenem Theaterstück möchte er Claudius des Mordes überführen. Und tatsächlich reagiert der neue Dänenkönig heftig auf das gezeigte Schauspiel. Der finale Beweis für Prinz Hamlet, der seinen Onkel nun ermorden will. Durch ein Missgeschick tötet er allerdings Polonius, den Oberkämmerer. Als Strafe verbannt Claudius ihn und die Höflinge Rosenkranz und und Güldenstern nach England. Die Tochter von Polonius Ophelia, die in Hamlet verliebt ist, kann den Tod des Vaters nicht verkraften, wird wahnsinnig und ertränkt sich. Nach der Rückkehr Hamlets an den Hof fordert Ophelias Bruder Laertes, aufgestachelt durch Claudius, Prinz Hamlet zum Duell. Dabei kommen das Königspaar und die beiden Kontrahenten spektakulär zu Tode. 

William Shakespeares Hamlet wird immer noch regelmäßig an Sprechtheaterbühnen inszeniert. Eine besonders erfolgreiche Inszenierung ist dem Staatsschauspiel Dresden und dem Regisseur Roger Vontobel 2012 gelungen, mit Multitalent Christian Friedel als Prinz Hamlet und seiner Band Woods of Birnam als musikalische Begleitung, die über 100 mal in Dresden zu sehen war. Damals unter der Intendanz von Wilfried Schulz entstanden, kommt die Inszenierung, leicht modifiziert und mit dem Düsseldorfer Ensemble nun, in das Düsseldorfer Schauspielhaus. Bei der Premierenansprache verriet Schulz, dass er und sein Team die Inszenierung schon 2016 bei seinem Wechsel nach Düsseldorf mitnehmen wollte, aber aufgrund der Baumaßnahmen am Gustaf-Gründgens-Platz dies nicht möglich gewesen war. So konnte die Kult-Inszenierung noch einige weitere Male vor ausverkauftem Haus in Dresden spielen, ehe sie ab sofort in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Düsseldorfer Premiere war am 16. Februar im großen Haus. 

"Erhebt euch für den König!" – Das Publikum leistet diesem Befehl, ohne zu zögern, Folge und applaudiert dem neuen Dänenkönig Claudius, der es sich bequem gemacht hat in der Königsloge. Der Zuschauer blickt auf eine Theater-im-Theater-Bühne (Bühne: Claudia Rohner): Drei Logen in der oberen Etage, unten zwei Kammern mit rechteckigen Guckkästen. Auf der Vorbühne platziert sich dann Christian Friedel mit seiner Band Woods of Birnam. Rechts und links von ihnen ragen zwei große Fahnenmasten empor mit Bannern an ihnen: "Tribute to my father Hamlet" und dem Portrait des Verstorbenen. Zwei dieser Banner finden sich auch jeweils rechts und links im Zuschauersaal. Prinz Hamlet verbeugt sich vor dem Banner "Für meinen Vater Hamlet" und stimmt schon den ersten Song des Abends an: "I call thee Hamlet". Die Songs hat die Band extra für diese Theaterinszenierung geschrieben und komponiert. Es ist nicht nur ein schauspielernder, sondern auch ein singender Hamlet, den uns Regisseur Roger Vontobel hier vorsetzt. Ein zunehmend wahnsinnig werdender, einer, dessen Welt völlig aus den Fugen geraten ist. Für den Dänemark nur noch ein Gefängnis ist. 

Wir befinden uns zu Beginn in einer Konzertperformance, die Prinz Hamlet zu Ehren seines Vaters gibt. Die Zuschauer*innen nicht als Theaterpublikum, sondern als dänisches Volk, um dessen Gunst, Meinung und Ansicht gerungen wird. Und daneben der Hofstaat, der in seinen Logen auf der Bühne sitzt, lauscht, klatscht und teilweise innerlich brodelt. Die Lieder, anfangs noch reine Hommage an den geliebten Vater, werden heftiger: "Etwas ist faul im Staate Dänemark", bis der Vorwurf dann in aller Dramatik vollends im Raum steht: "Es war Mord!". Dann fährt auch das Bühnenbild zurück und der eiserne Vorhang läutet die Pause ein. 

Im zweiten Teil des Abends ist das Logen-Konstrukt leicht modifiziert und verwandelt sich kurzerhand zum Dänen-Schloss mit mehreren Zimmern statt Logen. Ein langer roter Teppich mit Treppe zum Zuschauerraum steht nun im Mittelpunkt während das Schloss versetzt nach hinten stehen bleibt. Der Publikumsraum und dessen Türen wird ab jetzt für Auf- und Abtritte genutzt. Was die Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses zu bieten hat, zeigt sich nun. Der Boden fährt ein paar Meter hinunter, ein Abgrund tut sich auf, aus dem Nebel und eine grüne Lichtrampe ragen. Die Musiker als Totengräber-Quartett steigen aus dem Abgrund hervor, mit Joker-Fratzen und in ihrer Mitte der Totengräber (Cennet Rüya Voß) mit Schaufel in der Hand. Die musikalischen Acts, die noch die erste Hälfte dominierten, sind nun komplett zurückgefahren und der Abend wird mehr und mehr zum klassischen Schauspiel, das Christian Friedel aber sensationell für sich nutzt und auch seine rein schauspielerische Fähigkeiten bestens unter Beweis stellt. Erst im Selbstgespräch bzw. als Bauchredner mit dem Schädel von Yorick und dann im finalen Duell mit Laertes, in dem Friedel grandios einfach alle Figuren selbst verkörpert. Alles nur in seinem von Wahnsinn durchtriebenen Kopf oder tatsächlich so passiert? Der schwarze Vorhang geht hoch, das Bühnenbild fährt mit allen Spielerinnen und Spielern drinnen nach vorne und mit dem verzweifelten Ruf nach Hamlet von Horatio endet der Abend. Langer Applaus und Standing Ovations vom Düsseldorfer Publikum. Hamlet ist (gut) angekommen, auf die nächsten 100 Vorstellungen! 

***Noch mehr #Theatertipps findet ihr auf youpod.de/theater.***

von Marvin

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