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Heisenberg – Starbesetzung spielt schräge romantische Komödie

09.12.2018

"Der Gedanke, dieses "Gefühl" zu haben. Heutzutage sind alle ganz besessen von Gefühlen. Es wird über nichts anderes mehr geredet. Einfach grotesk. Wo man auch hingeht, überall werden einem diese elenden Gespräche über scheiß Gefühle reingewürgt. Buchstäblich reingewürgt. Mit der geballten Faust. Ich fühle meine Kleidung und den Wind auf meinem Gesicht. Ich fühle nicht. Ich denke, verdammt noch mal."

Axel Priest will Gefühle möglichst ganz aus seinem Leben verbannen. Er ist 75 Jahre alt, alleinstehend und seit Jahren von einer Einsamkeit begleitet, die ihn sehr geprägt hat. Und dann ist da noch Georgie Burns, 42 Jahre alt, auch alleinstehend und von einer Sehnsucht nach Nähe und Halt durchströmt. In dem Zwei-Personen-Stück Heisenberg, geschrieben von dem britischen Dramatiker Simon Stephens, treffen diese beiden unterschiedlichen Menschen aufeinander. Am Düsseldorfer Schauspielhaus feierte das Theaterstück am 21. Oktober 2016 seine deutschsprachige Erstaufführung, in Anwesenheit seines Schöpfers übrigens. Regie führte Lore Stefanek, die damit ihr Debüt in Düsseldorf gegeben hat. In den beiden Hauptrollen sehen wir die deutschen Schauspielstars und mehrfachen Preisträger Caroline Peters und Burghart Klaußner. Auch bei der restlos ausverkauften Dernière am 8. Dezember begeisterten die beiden nochmal das Publikum im Central. Langanhaltender Applaus für eine schräge romantische Komödie.

In einem Londoner Bahnhof küsst Georgie einen wildfremden älteren Mann in den Nacken. War das Absicht oder nur eine Verwechslung? Alex Priest ist ein irisch-stämmiger Metzger, Georgie Burns Sekretärin an einer Schule. Und obwohl die beiden so viel unterscheidet und sie 33 Jahre trennen, scheint sich eine unvorhersehbare Liebesgeschichte anzubahnen. Als die beiden ihre erste Nacht miteinander verbringen, bittet Georgie Alex am nächsten Morgen um 15.000 Pfund, um ihren Sohn in New Jersey zu suchen. Und Alex reagiert überraschend.

In Lore Stefaneks Heisenberg-Inszenierung besteht das Bühnenbild (Bühne: Janina Audick) aus einem horizontalen langen und schmalen Steg. Nach hinten raus wird die Spielfläche von einer ein paar Meter hohen Wand begrenzt. Über der Bühne schweben hinten Zitate und Sprüche. Im Laufe des Abends werden aber noch die verschiedenen versteckten Facetten der Rückwand genutzt, ehe sie am Ende nach hinten heraus aufbricht. Auf Requisiten wird, ganz nach dem Wunsch des Autors, weitgehend verzichtet. Kleine Elemente kommen auf der Bühne hinzu und lassen immer wieder einen neuen Ort entstehen: eine Metzgerei, ein türkisches Restaurant, Alex Priests Schlafzimmer. Erschaffen werden die Ortswechsel aber weitestgehend durch die Kraft der Worte und das Spiels der beiden Darsteller_innen. Sie stellen den Charakter ihrer Figuren so treffend und gesetzt in den Raum, dass man die Unterschiedlichkeit minütig zu spüren bekommt. Und so entsteht dann schließlich diese überraschende Liebesgeschichte zwischen zwei Gegensätzen, die sich so stark anziehen und sich offensichtlich gegenseitig so gut tun, dass vor allem bei Alex Priest (Burghart Klaußner) eine große Wende in dessen Auftreten und Gefühlszustand zu spüren ist.

Schauspielerisch ist dieser Abend eine Wucht und das weiß auch das Publikum zu würdigen. Langanhaltender Applaus für die Stars des Abends: Caroline Peters und Burghart Klaußner. 

von Marvin

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