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1984 - Big Brother is watching and rocking you

29.05.2018

Die Dystopie "1984" von George Orwell gilt als besonders düsterer Roman. Es zeigt die Machenschaften eines fiktiven totalitären Überwachungsstaats im Jahr 1984. Regelmäßige Kontrollen und die Gedankenpolizei machen es den Bewohnern des Orwell-Staates Ozeanien unmöglich frei und selbstbestimmt zu leben. Der Große Bruder ist immer da und beobachtet die Menschen. Die Vision, die George Orwell 1948 bereits hatte, lebt heute wieder auf. Gerade deshalb hat das Düsseldorfer Schauspielhaus in Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart diesen Roman als Theaterinszenierung auf den diesjährigen Spielplan gesetzt. Premiere feierte die Produktion in Bearbeitung von Regisseur Armin Petras am 12. Mai im Central hier in Düsseldorf. Herausgekommen ist ein großes Rockmusical mit einem neuen, weitaus positiverem Ende als das Orwell'sche. Dennoch groß gefeiert vom Düsseldorfer Theaterpublikum.


Worum geht’s?

Wir befinden uns im fiktiven Staat Ozeanien. Die Welt ist in drei große Machtzentren unterteilt: Ozeanien, Eurasien und Ostasien. Diese sind verfeindet und befinden sich im dauerhaften Krieg miteinander. Der totalitär geführte Staat befindet sich im dauerhaften Überwachungszustand. Der "Große Bruder" ist omnipräsent and is always watching you. Die diktatorische Partei regiert mittels Dauer-Überwachung, Kontrolle und der Gedankenpolizei. Die Vergangenheit wird verändert, um die Gegenwart zu kontrollieren. Selber Denken ist schädlich und unerwünscht. Deshalb wird auch die freie Sprache und schädliche Begriffe (z.B. Freiheit) abgeschafft und das Neusprech eingeführt. Und wer sich nicht dran hält, gilt als politischer Gegner und wird vaporisiert. Und mittendrin Winston Smith, der als Angestellter im Ministerium für Wahrheit dafür zuständig ist, die Vergangenheit umzuschreiben. Insgeheim ist er ein Feind des Systems und des Großen Bruders. Für die nachfolgenden Generationen schreibt er ein Tagebuch, in dem er Botschaften übermitteln will und seine Existenz verewigen will. Dass dies sein Todesurteil ist, weiß er. Er entflieht gerne dieser tristen Gesellschaft und sammelt in den verbotenen Viertel der Proles alte Gegenstände aus der Vergangenheit, wie Bücher oder Naturreste. Als er Kontakt zur Untergrundbewegung, die von der Partei verfolgt wird, aufnimmt und eine Liebesbeziehung mit dem Parteimitglied Julia aufnimmt, schürt er Hoffnung. Doch es hat einen Grund, warum in Ozeanien keiner keinem trauen sollte.


Aus dem düsteren Roman macht Armin Petras ein Rockmusical mit der Band "Woods of Birnam", die vor allem durch ihre Musik zum Thema Shakespeare bekannt sind. Soweit so gut, allerdings ist es der nur mäßigen Akustik im Central geschuldet, dass man von den extra für diese Inszenierung geschriebenen Songtexten nur wenig versteht. Alleine dabei geht schon viel verloren, weil es in der Theaterszene üblich ist, dass Story-Elemente in den Texten verpackt werden. Darüber hinaus fällt es vor allem bei dieser Inszenierung des Romans schwer, der Handlung zu folgen und zu verstehen, wenn man den Text zuvor nie gelesen hat. Nichtsdestotrotz besticht die Inszenierung durch ihr grandioses Arenenförmiges Bühnenbild, bei der die Drehbühne gekonnt eingesetzt wird. Auch schauspielerisch befindet sich die Ensemble-Leistung wieder einmal auf höchstem Niveau. Wie so oft in dieser Spielzeit. Ein unterhaltsamer Theaterabend mit einem blutigen zweiten Teil nach der Pause und einem schönen, mit toller Live-Musik unterlegten, Endszene. Und die Moral aus Petras' Inszenierung ist auch etwas Besonderes: Nicht jeder kann sich brechen und manipulieren lassen und wie so oft gewinnt am Ende die Liebe. 


1984 - von George Orwell - Theaterfassung von Armin Petras
Regie: Armin Petras, Bühne: Olaf Altmann, Kostüm: Annette Riedel, Musik: Woods of Birnam, Musikalische Leitung: Christian Friedel, Liedtexte: Ludwig Bauer (Woods of Birnam), Licht: Norman Plathe, Choreografie: Denis Kuhnert, Dramaturgie: Felicitas Zürcher, Bernd Isele 
Mit: Christian Friedel, Robert Kuchenbuch, Lea Ruckpaul, Wolfgang Michalek, Cathleen Baumann, Thiemo Schwarz, Bria-Lorene Ackermann, Feras Al-Husseini, Hannah Baufeld, Jakob Ibrahim, Andrei Viorel Tacu, Rahel Ohm, 
Aline Blum/Paula Kropp & der Band "Woods of Birnam" 
Dauer der Aufführung: 2 3/4 Stunden, eine Pause

Die nächsten Vorstellungen finden Mitte Juli im Central statt. Karten gibt’s hier. 

von Marvin

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