Freche Mottowagen und tolle Stimmung
27.02.2017
Trocken blieb es, trotz des angekündigten Regenwetters. Tausende Jecken zog es in die Stadt zum Rosenmontagszug. Dieser ließ aufgrund technischer Probleme ein wenig auf sich warten, doch das tat Stimmung keinen Abbruch. Rund 75 Wagen und Läufergruppen haben sich zu dem größten Düsseldorfer Zug zusammengefunden, der sich durch die Altstadt schlängelte.
Ein bunter Mix aus farbenfrohen Kostümen, fröhlicher Musik und gut gelaunten Menschen prägte das Bild am Montagmorgen. Etwa 5000 Teilnehmer bahnten sich ihren Weg mit dem Zug durch die Menschenmassen. 600 000 Besucher waren gekommen, um sich das Spektakel der Jecken anzuschauen.
Karnevalsvereine, Themen- und natürlich auch der Fortuna-Wagen durften auf dem Umzug nicht fehlen. Unter dem diesjährigen Motto "Uns kritt nix klein, Narrenfreiheit die muss sein" machten sie auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam und versorgten die Massen unter "Helau"-Rufen mit Kamelle und Bonbons.
Im Rathaus begrüßte Oberbürgermeister Geisel gemeinsam mit Prinz Christian und Venetia Alina die Narren. Sie nahmen auf der Ehrentribüne Platz und verfolgten den Zug von dort. Auch Landtagspräsidentin Carina Gödecke war zu Gast und mischte sich unter die Jecken. Bei dem Wetter ließ es sich am Zug gut aushalten. Der angekündigte Regen setzte erst am frühen Abend ein.
Grenzwertig und gewohnt kritisch waren die Wagen von Jacques Tilly. Er thematisiert die Missstände in der aktuellen Politik. Klarer Verlierer: Donald Trump. Tilly zeigt ihn die Freiheitsstatue vergewaltigend. Im Wagen darauf wird er aber dann von ihr geköpft. Sie hält seinen Kopf zufrieden lachend als Trophäe in der Hand – "America resist" lautete die Aufschrift.
Trump zieht sich nur so durch die Inhalte von Tillys Wagen: In rechtspopulistischer Runde mit dem passenden Beisatz "Blond ist das neue Braun" hat er ebenso seinen Platz, wie als Raupe ein Blatt zerfressend mit Putin, Erdogan, Kaczynski und Orban. Aber auch die AfD, der Terrorismus durch den Islamischen Staat, die Pressefreiheit und der Brexit wurden thematisiert. Die Demokratiefeindlichkeit der aktuellen Weltpolitik prägt die Kunstwerke.
Auf die Wahlen in diesem Jahr machte ebenfalls ein Wagen aufmerksam: Bundeskanzlerin Merkel wird mit Kanzlerkandidat Schulz abgebildet, als Mammut(i) und Jäger. Auch die plötzliche Popularität von Schulz resultierte in einem Mottowagen: Schulz aufgebläht von den Umfragewerten, die seinen Körper überdimensional groß aufpumpen und schweben ließen. Das Endergebnis der Wahl in beiden Darstellungen vollkommen offen.
Der Vorbeimarsch der Karnevalisten dauerte rund drei Stunden. Mehrere hundert Polizisten sicherten den Zug. Die anwesenden Jecken störte dies wenig, ebenso wie die Kontrollen des Ordnungsamtes zur glasfreien Altstadt. Die Maßnahme hat sich bewährt und führte wie in den vergangenen Jahren schon zu erheblich weniger Schnittverletzungen.
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