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Fanprojekt von Fortuna Düsseldorf besucht Krakau und Auschwitz

20.10.2015

70 Jahre ist es her, dass das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz in Polen von der Roten Armee befreit wurde. Das Fanprojekt von Fortuna Düsseldorf hat für die interessierte Fangemeinde eine Bildungsfahrt nach Krakau angeboten. 70 Jahre ist es her, dass das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz in Polen von der Roten Armee befreit wurde. Im Laufe des Jahres gab es schon viele Gedenkfeiern, die an den 27. Januar 1945 erinnerten. Das Fanprojekt von Fortuna Düsseldorf hat für die interessierte Fangemeinde (Hier noch ein Bericht von einem Fan, der mit dabei war.) eine Bildungsfahrt nach Krakau angeboten. Zu dieser Fahrt nach Krakau gehörte auch die Fahrt in die Mahn- und Gedenkstätte Auschwitz. 14 Stunden Busfahrt nach Krakau Doch bevor es dorthin ging, stand eine lange Busfahrt an, auf der die 43 Teilnehmer schon mal die Möglichkeit hatten, sich kennenzulernen. Nach 14 Stunden Busfahrt ging der Abend mit den ersten Gesprächen zu den bevorstehenden Tagen zu Ende. Um zu verstehen und um zu bergreifen, wie die deutsche Wehrmacht in Polen und speziell in Krakau agiert hat, gab es am ersten Tag eine Führung durch das ehemalige jüdische Ghetto Podgorze und die nahegelegene Fabrik von Oskar Schindler. Das ehemalige Ghetto und seine Geschichten zeigten wie schlimm und unbarmherzig die Nationalsozialisten gehandelt haben. Großfamilien wurden mit anderen Großfamilien auf engsten Raum zusammengepfercht. Ultraorthodoxe Juden wurden mit weniger religiösen Juden in Wohnungen verlegt. Jede Möglichkeit der Normalität wurde von der SS unterdrückt. Sei es durch die Inhaftierung der Rabbis oder schlicht durch die Mauern, die das Ghetto absperrten. Doch innerhalb dieses Schreckens gab es Menschen, die versucht haben zu helfen. Helden im schrecklichen Ghetto An dem Platz der Ghettohelden, auf dem die SS die Juden für das Arbeitslager Plaszow oder in andere Konzentrationslager selektierten, grenzt eine Apotheke. Diese Apotheke gehörte einem Polen, der sich mit Geld ein "Bleiberecht" im jüdischen Ghetto sicherte. Er versprach der SS beim Ausbruch einer Seuche schnell zu handeln und die weitere Verbreitung einzudämmen. Neben dieser offiziellen "Aufgabe" half er auch den jüdischen Bewohnern im Ghetto. Unsere Stadtführerin Barbara erzählte uns, dass dieser Apotheker, wenn es wieder Zeit für eine Selektion war, die Tür zu seinem Geschäft offen lies und den Juden die Möglichkeit bot, dadurch zu fliehen. Dieser Mann bekam den Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen. Dieser Titel leitet sich aus der Tradition des Judentums ab. Im Talmund, ein wichtiges Schriftstück im Judentum, steht "Die Gerechten aus den Völkern haben einen Platz in der kommenden Welt". Vielen nichtjüdischen Personen wurde dieser Titel nach dem Zweiten Weltkrieg verliehen. Auch heute steht noch diese Apotheke am Platz der Ghettohelden. Meer aus Stühlen erinnert an viele Opfer Auf diesem Platz stehen in Reihen Stühle. Der erste Gedanke war, dass sie die Stühle symbolisieren sollen, auf denen die SS-Leute die Listen der Juden inspiziert haben und festgelegt haben, wer deportiert wird. Doch falsch gedacht: Die Stühle gehen auf die Erinnerung des Apothekers zurück. Nach der vollständigen Liquidierung des Ghettos habe er einen stillen und leeren Ort gesehen, übriggeblieben sind nur die persönlichen Gegenstände der Familien, darunter viel Mobiliar. Denn, so unsere Stadtführerin, der Mensch sitzt gerne und dadurch gab es viele Stühle in den Wohnungen. Doch die übriggebliebenen Stühle konnten nicht mehr benutzt werden, denn es war keiner mehr da. Ein weiterer "Gerechter unter den Völkern" ist Oskar Schindler, der als Geschäftsmann in Krakau eine Fabrik führte, in der viele jüdische Bewohner des Ghettos arbeiteten. Etwa 1200 Juden rettete er vor der Deportation nach Auschwitz in dem er sie als unverzichtbar für die "kriegswichtige Produktionsstätte" auf eine Liste setzte. Museum in Schindlers Fabrik mit unangenehmen Überraschungen In der ehemaligen Fabrik ist heute ein Museum untergebracht, in dem die Zeit der Nationalsozialisten in Krakau thematisiert wird. Das Museum stellt mit vielen Exponaten einen umfassenden Überblick über die Zeit dar. Die Räume sind in den Farben Rot, Schwarz und Grau gehalten und symbolisieren Gefahr, Tot und Umbruch. Bei einem Raum stutzte die Gruppe. Dort hingen drei große rote Flaggen mit dem Hakenkreuz. Doch das sollte nicht die einzige unangenehme Überraschung in dem Museum bleiben, denn nach diesem Raum ging man in einen Raum, dessen Fußboden mit Hakenkreuzen ausgelegt war. Fans behalten abstoßendes Gefühl Unsere Stadtführerin erklärte uns das so: "Der Raum steht unter dem Motto 'Krakau unter den Nazis', doch man hat bewusst keine Hakenkreuze an die Decke gemacht, sondern auf den Boden, damit man drauf rumtreten kann." Diese Erklärung stimmte die Fanprojekt-Gruppe zwar ein bisschen um, dennoch blieb ein abstoßendes Gefühl zurück. Das Museum gab der Gruppe einen guten Überblick über die Geschichte und Zustände während des Zweiten Weltkriegs. Einführung in das jüdische Leben Am Nachmittag gab es eine Führung durch das jüdische Viertel Kazimierz, in dem wir in die jüdische Lebensweise eingeführt wurden. Zum Beispiel zeigte die Stadtführerin ein Relikt aus älteren Zeiten, eine Kerbe im Türpfosten für eine Mesusa. Ein Behälter das ein Versprechen an Gott beinhaltet. Die Mesusa soll an die Gegenwart Gottes im Haus und außerhalb des Hauses erinnern. Die ausübenden Juden küssen ihre Fingerspitzen und berühren beim Eintreten und Verlassen des Hauses die Mesusa. Um ein vollständiges Gefühl für das Judentum zu bekommen, besuchten wir die Remuh-Synagoge und den dazugehörigen Friedhof. Am Abend besuchte die Gruppe das jüdische Restaurant "Hamsa", wo es auch ein kurzes, aber bewegendes Konzert von einem Trio gab, das aus einem Geiger, einen Cellisten und einem Akkordeon-Spieler bestand. Mit Angst und Respekt nach Auschwitz Am nächsten Morgen ging es früh nach Auschwitz. Der Tag vor dem sich einige fürchteten oder Respekt hatten. Was erwartet mich da? Oder: Wie wird der Ort auf mich wirken? Die Fans wurden in zwei Gruppen durch Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau geführt. Die Führung startete unter dem Torbogen mit dem Spruch "Arbeit macht frei". Neben diesem Torbogen zu stehen und die einzelnen Baracken und den Elektrozaun zu sehen, machte die Gruppe stumm. Keiner sagte mehr ein Wort, keiner sprach mit seinem Nebenmann. Man verständigte sich die nächsten zwei Stunden nur durch Augenkontakt oder schlichtes Kopfschütteln. Sprechen mit Kopfschütteln über zwei Tonnen Haaren Kopfschütteln für die Unbegreiflichkeit mit der wir vor Ort konfrontiert wurden. In den verschiedenen Baracken wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs von ehemaligen Häftlingen ein Museum errichtet. Die ehemaligen Unterkünfte zeigen das Leben der Häftlinge, das Hungern und nackte Zahlen und Fakten über die Vernichtung in den Konzentrationslagern. Die Baracken 4 und 5 symbolisierten die Überreste der Häftlinge. Das erste was wir zu sehen bekamen, waren zwei Tonnen abgeschnittene Haare, dazwischen kleine geflochtene Zöpfe. Darauf folgten Berge von Brillengestellen, Schuhen, Kinderschuhen, Bürsten und ähnliches. Ein weiterer Block, der in Erinnerung bleiben wird, ist der sogenannte Todesblock 11. Hier wurden Häftlinge an der Todeswand erschossen oder standen im Keller mit vier Mann auf engsten Raum, ohne Essen und Trinken. Stille vor Gaskammer und Krematorium Weiteres Kopfschütteln, absolute Stille nur die Stimme des Guides ist zu hören. Als wir uns dem Ende der ersten Führung nähern, bleibt sie stehen und sagt: "Viele SS-Männer haben gesagt, sie hätten von den Gaskammern und Krematorien nichts mitbekommen. Aber sehen Sie selbst auf der linken Seite ist die Bierstube dieser SS-Männer und kaum 20 Meter weiter sind Gaskammer und Krematorium." Der Besuch in Auschwitz-Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager, bringt die Gruppe auf weites Feld. Und da ist er, der Eingang mit Bahngleisen, den alle aus den Geschichtsbüchern kennen. Wir werden hinüber zu den Holzbaracken geführt, in diesen lebten zwischenzeitlich bis zu 700 Menschen. Bis zu 5000 Tote pro Tag Auf die Frage, ob die Baracken Rekonstruktionen sind, lächelt unser Guide: "Hier ist nichts rekonstruiert, wir machen Erhaltungsmaßnahmen, um vor dem Verfall zu schützen. Wir wollen denjenigen zeigen, die Auschwitz und die Massenvernichtung für eine Lüge halten, dass das alles echt und real war." Zu diesem Teil gehören auch die Überreste der riesigen Anlage von Gaskammer und Krematorium. Vier Stück hat es in Birkenau gegeben, pro Tag konnten hier 5000 Menschen ermordet werden. Die Gruppe ist hier offener, gerade gesprächig. Immer wieder hört man Wörter wie "Unfassbar", "Unglaublich" oder Sätze wie: "Das war so groß!" Auf dem Turm über den Bahngleisen erfasst man, wie weit das Gebiet von Auschwitz-Birkenau war. Doch begreifen kann man es nicht. Auf dem Rückweg nach Krakau ist es ruhig, viele hängen ihren Gedanken nach, versuchen das was sie gesehen und gefühlt haben zu begreifen und einzuordnen. Bevor es auf den Heimweg nach Düsseldorf geht, bekommen wir eine Stadtführung in der Krakauer Altstadt. Wir beginnen auf der Wawel und schauen uns von außen den Dom und das Königsschloss an. Weiter geht es in die Altstadt wo wir auf dem Hauptmarkt sogar den bekannten Trompetenspieler erblicken. Als letzte Etappe sehen wir uns die alte Stadtmauer an, die zu ihrer Zeit als die sicherste Mauer Europas galt, weil sie noch einen breiten Wassergraben und eine drei Meter breite Mauer drum herum hatte. Fans müssen Fahrt noch verarbeiten, sind sich aber bei einer Sache einig Nach drei Tagen verlässt das Fanprojekt mit der bunt gemischten Gruppe Krakau wieder. Tonja Hetkamp vom Fanprojekt hatte die Reise organisiert. Sie fasste es am Ende sehr gut zusammen: "Auf der Fahrt haben wir eine Menge Spannendes und Interessantes erfahren. Wir haben mit der Mahn- und Gedenkstätte Auschwitz einen grausamen Ort gesehen, wo wir alle noch Zeit brauchen, das zu verarbeiten." Jeder verarbeitet das Gesehene anders, ist vielleicht auch mit einem anderen Wissensstand nach Krakau gekommen. Aber über eines waren sich alle im Stillen einig: Nie wieder soll es soweit kommen, dass ein System, eine Ideologie, Menschen terrorisiert und systematisch ermordet.

von Stella.Kluge

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