Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

640 640 1000 1000 1000

Schwejk – Ein klamaukiges Auf- und Abtrittsspiel im Düsseldorfer Schauspielhaus

26.01.2019

Ich bin ein braver Soldat aus Böhmen, der lustige Abenteuer erlebt. Die lustigen Abenteuer des braven Soldaten Schwejk.

Mit List und Witz schlägt er sich durchs Leben und entgeht so einer jeden Katastrophe, in die er reihenweise schlittert. Das ist der brave und auch ein bisschen blöde Soldat Josef Schwejk, den alle nur "den Schwejk" nennen. Der brave Soldat Schwejk ist ein unvollendeter Anti-Kriegs-Roman von Jaroslav Hašek, den er von 1920-1923 geschrieben hat. Das Regie-Duo Peter Jordan und Leonhard Koppelmann (In 80 Tagen um die Welt & The Queen's Men) hat sich diesen Roman nun vorgenommen. Jordan hat den Roman bearbeitet und eine eigene Version des Stoffes entwickelt, und Koppelmann hat diese dann als Regisseur nun für das Düsseldorfer Schauspielhaus inszeniert. Die Titelfigur Josef Schwejk wird von Peter Jordan höchst selbst gespielt. Der gut zweistündige Theaterabend Schwejk feierte am 25. Januar im Central Premiere.

Einen Tag nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo begibt sich Josef Schwejk ins Prager Gasthaus "Zum Kelch", wo er mit dem Wirt und dem einzigen anderen Gast über das Attentat von Sarajevo diskutiert. Der andere Gast entpuppt sich im Laufe des Abends allerdings als der Zivilpolizist Bretschneider, der den Wirt und Schwejk folglich wegen hochverräterischer Aussagen verhaftet. Der Wirt wegen seiner Aussage zu zehn Jahren verurteilt. Schwejk kommt glimpflich davon, weil der Untersuchungsrichter seinen Geisteszustand untersuchen lässt und dieser dann folglich wieder auf freien Fuß kommt. Schwejk hatte nämlich schon vor Jahren den Militärdienst quittiert, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war. Als Schwejk nun nach einiger Zeit zum Kriegsdienst einberufen wird und ein Betrug bei der Musterung fehlschlägt, muss er dann doch in den Krieg ziehen. Seine "Pflichterfüllung" tritt er mit Mut, Begeisterung und Treuherzigkeit an, ohne sich je aufzulehnen. Er schafft sich immer wieder neue Freunde, bringt lächerliche Autoritäten zur Weißglut und entgeht trotzdem jeder drohenden Gefahr.

Die Version von Peter Jordan reduziert den rund 1000 Seiten langen Originaltext auf einzelne wichtige Stationen und lässt allerlei literarische und historische Figuren auftreten und in einem grotesken Reigen auf Schwejk treffen: u.a. Xerxes, Adolf Hitler, Europa und ein Maulwurf. Aber es kommen auch Figuren aus dem Original zu Wort, wie der Offizier Lukasch und weitere Soldaten, Offiziere und Generäle. Ein buntes Auf- und Abtrittsspiel, auf das die Bühnensituation unterstützend wirkt. Ein großer dunkler Bunker mit einer Tür links und einer Tür rechts, dazu ein Waschbecken in gut zwei Meter Höhe, ein Plumsklo, eine Treppe und eine Pritsche. Daneben noch wenig lichtspendende Lampen, Lautsprecher und rote Alarmleuchten. Die Schauspieler_innen bespielen hauptsächlich die Vorbühne, nach hinten trennt eine mehrere Meter hohe Wand das Spiel ab. Dadurch ist das Theaterstück sehr nah am Zuschauer dran. 

Peter Jordans Schwejk schließt man schnell ins Herz: Ein ziemlich tollpatschiger und vorlauter Dummkopf mit viel Humor und großem Leichtsinn. Jordan gibt seiner Figur einen unterhaltsamen böhmischen Akzent, den er nur leider nicht immer durchhalten kann. Nichtsdestotrotz wird die Titelfigur zum Publikumsliebling und erntet schlussendlich dann auch den größten Applaus des Publikums. Aber auch seine fünf Schauspielkolleg_innen geben Vollgas. Ihnen gelingt es, das hohe Tempo aufrecht zu halten und ihren zig Figuren, die sie verkörpern, eine eigene Note zu verpassen. Nur je länger der Abend geht, desto mehr geht die Wahrhaftigkeit und Emotionalität der Figuren verloren. Allgemein hat man das Prinzip des Abends nach einer guten Stunde bestens verstanden und fühlt sich auch gut unterhalten. Nur dann fehlt der inhaltliche Bezug bei all den Auf- und Abtritten der zahlreichen Figuren, sodass es in Klamauk ausartet. Und wie bei In 80 Tagen um die Welt schwingt wieder mal ein unterschwelliger Rassismus, Sexismus und Homophobie mit. Das muss nicht sein und unterstreicht nur den Klamauk der Inszenierung. 

Man ist dann auch erleichtert als der Abend endlich vorüber ist. Der große Wurf war das sicher nicht!

***Noch mehr #Theatertipps findet ihr auf youpod.de/theater.***

von Marvin

Passende Artikel

youNews
  • JUNX20131.jpg - In 80 Tagen um die Welt – Jungenaktionstage auf dem Abenteuerspielplatz in Eller eröffnet - Jugendamt Düsseldorf / Wolfgang Weiß

  • JUNX20134.jpg - In 80 Tagen um die Welt – Jungenaktionstage auf dem Abenteuerspielplatz in Eller eröffnet - Jugendamt Düsseldorf / Wolfgang Weiß

  • JUNX20133.jpg - In 80 Tagen um die Welt – Jungenaktionstage auf dem Abenteuerspielplatz in Eller eröffnet - Jugendamt Düsseldorf / Wolfgang Weiß

Freizeit

In 80 Tagen um die Welt – Jungenaktionstage auf dem Abenteuerspielplatz in Eller eröffnet

youNews

Theater

Kinder der Nacht – Im Schauspiel Köln trumpft ein düsteres Kammerspiel groß auf

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.