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Internet-Videos drehen

23.07.2014

Die neuen Stars gibt es online. In Videos geben sie Tipps zu Make-up und Computerspielen, sie singen und tanzen. Und sie sind jung. Immer mehr Jugendliche eifern ihren Vorbildern nach. Doch online warten nicht nur Spaß, sondern auch viel Arbeit, rechtliche Fallstricke und Beleidigungen. Lieder über Liebe gab es schon so viele. Also hat sich DorFuchs für Mathe entschieden. Seit 2011 rappt er bei Youtube über die pq-Formel, den Satz des Pythagoras und Polynomdivision. Ein sehr spezielles Hobby, das viele Fans fand. "Ich habe mich selbstironisch als Streber dargestellt", sagt Johann Beurich, wie der 20-Jährige aus Radebeul tatsächlich heißt. "Negative Stimmen gab es nie. Die Reaktionen waren von Anfang an gut." So gut läuft es nicht bei allen Youtubern. Die Kommentare unter den Videos können drastisch ausfallen. "Jugendliche müssen lernen, das auszuhalten", sagt Elisa Behner, Medienpädagogin aus Düsseldorf. "Das hat mit Medienkompetenz zu tun." Behner rät, selbstbewusst zu bleiben: "Jugendliche machen solche Videos, um sich als Experten darzustellen." Nach Kritik sollten sie sich daran erinnern, dass sie sich auskennen. Johann kennt sich in Mathe aus. Das beweisen seine Texte. Und auch die Videoplattform kannte er schon gut. "Ich hatte ein Gespür, was bei den Usern ankommt", erklärt Johann die positiven Reaktionen. Kritik ernst nehmen Beleidigungen kann man ignorieren. Konstruktive Kritik sollte man ernst nehmen, sagt Ulrich Tausend, Soziologe und Referent am "JFF – Institut für Medienpädagogik" in München. Youtube-Stars forderten den Austausch mit den Zuschauern und fragten gezielt nach ihrer Meinung. Tausend gibt aber zu: "Besonders bei Youtube muss man ein dickes Fell haben." Bei Portalen wie Vimeo sei die Community positiver. Allerdings sind dort eher künstlerische Videos gewünscht. Viele Videos, die Jugendliche machen, haben es schwerer. Beispielsweise die beliebten Let's Plays, in denen meistens Jungen ein Computerspiel vorführen und kommentieren. Bei Mädchen seien Schmink-Anleitungen und Tanzvideos der absolute Trend, hat Pädagogin Behner bei ihren Medienprojekten für die Organisation "ProMädchen" beobachtet. Auch wenn die Themen unterschiedlich sind. Alle erfolgreichen Videos haben eins gemeinsam: einen bestimmten Stil, etwas Besonderes, das das Video von anderen unterscheidet, sagt Tausend. Doch der Soziologe warnt zugleich: "Wer mit Videodrehen anfängt, darf nicht das Ziel haben, ein Star zu werden oder Geld zu verdienen." Das sei so realistisch wie mit dem Fußballspielen anzufangen, um Profi-Fußballer zu werden. Vielmehr müsse man für ein Thema brennen. Auch, um durchzuhalten. Denn damit die eigenen Videos auch nur annähernd so aussehen, wie die der Vorbilder, dauert es. "Allerdings haben fast alle Internet-Stars professionelle Medienagenturen hinter sich. Viele drehen im Studio", erklärt Tausend. Einfache Technik Für den Anfang reicht einfache Technik, findet er. Die meisten Computer hätten bereits eine Webcam und einfache Schnittsoftware. Gute Mirkos seien mittlerweile günstig. Was man aber nicht unterschätzen dürfe, sei das Schneiden. Da müsse man sich lange einarbeiten. Als Johann anfing, lieh er sich die Digitalkamera seiner Schwester aus. "Mein erstes Video war technisch nicht gut, aber der Inhalt stimmte. Wichtig ist, dass jedes Video eine Aussage hat", erklärt er. Pädagogin Behner bestätigt: "Es ist wichtig zu wissen, was man sagen möchte. Und ich darf mich nicht verquatschen." Die größte Gefahr bei Anfängern sei, dass die Videos zu lang sind. "Zwei oder drei Minuten reichen", sagt Behner. Probieren und testen Ein genaues Konzept muss man sich aber nicht machen, findet Tausend. "Ich probiere mich einfach aus, teste, ob man mich gut versteht und ob ich mir gefalle." Freunde können die ersten Zuschauer und Kritiker sein. Gut ist es auch, die Eltern einzubeziehen. "Die haben einen anderen, vorsichtigeren Blick", sagt Tausend. Denn man müsse sich bewusst sein: Was ich veröffentliche, können alle sehen. Auch die Leute, die einen nicht leiden können. Auch Personalchefs in zehn Jahren. Für wen das Risiko zu groß ist, kann die Videos anonym drehen. Oder zunächst die pädagogisch betreute Plattform juki.de vom Deutschen Kinderhilfswerk nutzen. Problematisch kann auch Schleichwerbung sein. "Viele Stars bekommen Geld, um bestimmte Produkte vorzustellen", erklärt Tausend. "Das kommt bei den Nutzern nicht gut an und ist rechtlich schwierig." Wer ein Produkt zum Besprechen erhalten hat, solle das klar sagen. Vorsicht bei Musik Am häufigsten werden Rechte aber bei Musik verletzt. "Ich darf nicht einfach andere Medien wie Musikstücke verwenden", sagt Tausend. Das kann viele Konsequenzen haben: Anwälte können Geld fordern, das Portal sperrt das Video oder löscht sogar den Kanal. Youtube bietet in seinem eigenen Online-Schnittprogramm aber auch kostenfreie Musik an. Das sollten Jugendliche unbedingt vor ihrem ersten selbstgedrehten Video beachten. Sonst machen sie sich ihre Internetkarriere kaputt, bevor sie begonnen hat. Youtube-Kanal von DorFuchs: www.youtube.com/user/DorFuchs
FAQ für Let’s Play: ulrichtausend.com/lets-play-faq
Pädagogisch betreutes Video-Portal: www.juki.de

von jt

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