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Mit Maria bei der Jugendfeuerwehr

07.11.2013

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Wasserfontänen, nasse Fahrradfahrer, wenig Mädchen und viele Blicke auf eine dunkelblaue Uniform. Youpod hat die Jugendfeuerwehr bei einer Wasserübung am Rhein in Wittlaer begleitet. Es kann auch mal etwas schief gehen. Zum Beispiel, wenn einer der Feuerwehrschläuche durch die Luft tanzt und wild Wasserfontänen auf Menschen spuckt, die gemütlich am Rheinufer picknicken. Die springen auf, bringen ihre Decken und Fahrräder in Sicherheit, schimpfen aber nicht. In Kaiserswerth sind sie an die Jugendfeuerwehr und ihre Übungen gewöhnt. Ein wenig zerknirscht sehen die 13-jährige Maria, das andere Mädchen und die Jungen aus ihrer Gruppe aber trotzdem aus. Sie hatten vergessen, ein Ventil zu schließen. Bei so vielen Schläuchen und Verbindungsstücken im rheinischen Kies kann man schon mal den Überblick verlieren. Dabei fing die Übung an einem der letzten warmen Tage des Jahres so gut an. Maria steht mit ihren Stiefeln und der Latzhose direkt am Wasser, hält einen Schlauch, zielt auf ein vorbeifahrendes Schiff und dreht langsam auf. Jeder Griff ist genau überlegt. Langsam erhöht sie den Druck, bis das Wasser in hohem Bogen in den Fluss schießt – in Richtung Schiff, aber sich meterweit vor dem Schiff wieder senkend. Maria weiß, was sie tut. Schließlich ist sie bereits seit einem Jahr bei der Jugendfeuerwehr. Übermütig wird sie trotzdem nicht. Wer das Wasser zu schnell raus schießen lässt, kann schnell die Kontrolle verlieren – vor allem, wenn man den schweren Schlauch alleine hält. Viele Feuerwehr-Vokabeln Hier am Rhein fühlt sich Maria wohl, bei einer Übung, wenn man einfach mal machen darf. Genauso viel Spaß hat die 13-Jährige beim Funken. "Das war das erste, was ich bei der Feuerwehr gemacht habe", erinnert sie sich. Durch ganz Kaiserswerth hat sie damals mit den Jungen und dem einen anderen Mädchen im Team gefunkt – und diese Übung gleich gewonnen. Was für ein Einstieg. Genauso wichtig wie die Praxis ist die Theorie. Ohne die können die jungen Feuerwehrleute die Übungen gar nicht machen. Beim Funken spricht Maria natürlich nicht von einem Feuerwehrauto, sondern: "Das da drüben ist ein 14CF16 – oder so", sagt die Düsseldorferin und zeigt auf den Wagen, mit dem sie von der Wache an den Rhein gefahren ist. "Die Namen muss ich noch lernen", gesteht sie. "Dazu kommt Gerätekunde", erklärt Natascha Koths, die bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittlaer für die Jugendarbeit zuständig ist. Sie bringt Maria und den anderen bei, wie die verschiedenen Schläuche heißen, was wo an einem Wagen zu finden ist. Sie lehrt außerdem Rechtsgrundlagen und Erste Hilfe. Jetzt dürfen die Jugendlichen ihr zeigen, was sie gelernt haben. Das wissen sie aber erst seit dem Nachmittag. Was bei der Gruppenstunde jeden zweiten Donnerstag auf dem Programm steht, ist häufig eine Überraschung. Als sie dieses Mal zur Wache kamen, hieß es nur: "Wasserentnahme öffentliches Gewässer". Mehr mussten die Jugendwärte nicht sagen. Sofort wurden die Augen der zehn Jungs und Mädels groß, einige schrien vor Freude und sprangen von ihren Plätzen auf. Sie wussten: Es geht raus, ans Wasser, an den Rhein. Feuerwehr in Kaiserswerth normal Und zu den picknickenden Menschen. Aber in Kaiserswerth ist das normal: ein Paar, das auf einer Jacke sitzt, sich umarmt und den Sonnenuntergang bewundert, die Familie, die nach einer Fahrradtour am Fluss Halt macht, die Clique, die laut Musik hört – und die Schläuche, die kreuz und quer auf dem Kies liegen, das große Feuerwehrauto, das die Böschung bis ans Wasser herunterfährt, die Jugendlichen, die Wasser aus dem Rhein pumpen, es dann zurückschießen lassen und dazwischen immer wieder Schläuche neu verbinden. "Man kennt sich hier", sagt Jugendwartin Koths. "Kaiserswerth hat Dorfcharakter. Da ist die Freiwillige Feuerwehr normal." Anders ist das im Stadtzentrum. Dort gibt es die Berufsfeuerwehr. In den Außenbezirken, die lange eigenständig waren und erst spät zu Düsseldorf dazukamen, hat sich die Tradition der Freiwilligen Feuerwehr gehalten – in Wittlaer, Kalkum, Angermund, Hubbelrath, Unterbach, Himmelgeist, Garath und eben Kaiserswerth. Lierenfeld ist die Ausnahme. In diesem zentralen Stadtteil gibt es eine Wache der Freiwilligen Feuerwehr an der Posener Straße. In den Stadteilen an Düsseldorfs Grenze, ist es auch selbstverständlicher als im Zentrum, dass die Jugend zur Feuerwehr geht. Auch Natascha Koths hat so angefangen, mit 15 Jahren. Ihr Bruder und viele Freunde waren schon dabei. Sie hat der Spaß gelockt und die Aussicht auf etwas Sinnvolles. Damals, 1995, gab es noch viele ältere Mitglieder, wie es Koths ausdrückt. Die hätten Frauen bei der Feuerwehr nicht ernst genommen. Schließlich seien die nicht so stark. Sie musste sich durchbeißen und beweisen. "Zumindest mit Gleichaltrigen gab es nie Probleme2, sagt Koths. Der Umgang sei im Team zwar rau, aber nie böse. Frauen bei der Feuerwehr Dass heute Frauen bei der Feuerwehr sind, sei normal, sagt Koths. Trotzdem sind es wenige. Am Rhein rollen mehr als zehn Jungen Schläuche auf und verstauen sie in dem großen Wagen, der die Böschung ganz nah an das Wasser heruntergefahren ist. Nur zwei Mädchen helfen beim Schleppen, Drehen und Hieven. Dabei ist das noch ein ganz guter Schnitt. Auf etwa 125 Mitglieder der Düsseldorfer Jugendfeuerwehr kommen zehn Mädchen. Maria, das eine der beiden Mädchen am Rhein, kam dazu, als ein Jugendwart Werbung bei einem Stadtteilfest für die Truppe machte. Jugendliche für die Feuerwehr zu begeistern sei schwierig, sagt Jugendwartin Koths. Bei Mädchen sei es noch schwieriger. Es gab deutschlandweit mal eine Werbekampagne, um Frauen zur Feuerwehr zu locken. In Düsseldorf will man aber Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechen. "Jedes einzelne Mitglied ist ein wichtiger Teil", begründet Koths. Das zeige auch der große Zusammenhalt in der Gruppe. Und tatsächlich: Auf dem Kiesbett arbeiten Maria und ihre Freundin ganz konzentriert an Verbindungsstücken zwischen Schläuchen. Nicht gemeinsam an einem Schlauch, sondern an verschiedenen. Sie hängen nicht aufeinander, sondern sind da, wo sie gebraucht werden: mittendrin, zwischen all den anderen. Die Blicke gehen auf die helfenden Hände, nicht auf das Gesicht. Hier geht es ums Machen, nicht um das Geschlecht. Die dunkelblaue Uniform Dass das so ist, liegt auch an Natascha Koths. Allein, dass sie da ist, den Jüngeren hilft, jeden Knopf am Feuerwehrauto kennt, macht sie zum Vorbild. Und ihre dunkelblaue Uniform. Die gelben Streifen darauf leuchten in der untergehenden Sonne. Koths' Blick ist konzentriert auf einen Schlauch gerichtet, den sie mit ihren dicken Handschuhen einrollt. Zwei Jungen gucken zu. Koths geht über den knirschenden Kies zu zwei anderen Jungen und löst einen Hebel vom Anschluss. Immer dabei: die dunkle, leuchtende Uniform. Diese Uniform ist ein Zeichen. Sie sagt: Ich habe es geschafft. Ich habe den Sprung von der Jugendfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr geschafft. Ich werde zu richtigen Einsätzen gerufen. Koths war vor Jahren bereits bei der Gasexplosion an der Krahestraße dabei und vor Kurzem bei einem Großbrand an der Erkrather Straße. Die Jugendlichen, die die dunkle Uniform beobachten tragen selbst mittelblaue Latzhosen – auch Maria. Fünf Jahre benötigt sie noch, um auch eine Uniform zu erhalten. Dann ist sie 18 Jahre alt. Sie würde dann gerne zur Freiwilligen Feuerwehr, doch die Zeit bis dahin ist noch lang. "Erst mal will ich hier Spaß haben und später ein Freiwilliges Soziales Jahr machen", sagt sie. "Dann gucke ich, ob ich noch Zeit für die Feuerwehr habe." Zumindest das Spaß Haben fällt ihr heute, am letzten warmen Tag des Jahres am Rhein nicht schwer. Gemeinsam mit den Jungen zieht sie den größten der Schläuche aus dem Fluss. Durch ihn pumpte die Truppe das Wasser für die kleineren Schläuche. Sie rollen den Schlauch ein und bringen ihn am Wagen an. Die Übung ist beendet. Und selbst darauf freuen sich die Jugendlichen. Jetzt ruft Koths nämlich: "Aufsitzen!" Diese Feuerwehr-Vokabel kennen alle: Sie stürzen zum große Feuerwehrauto, klettern hinein und dürften damit zurück zur Wache fahren.

von jt

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