Zur Schule gehen, Tennis spielen, Freunde treffen – und dann ins Altenheim. Das ist der Wochenablauf von Alexander. Während andere Jugendliche in seinem Alter sich nachmittags verabreden, geht der 14-Jährige den 86-jährigen Günter Berghahn im Gericusstift in Gerresheim besuchen. Jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr verbringen die beiden


gemeinsam ihre Zeit und freuen sich jede Woche erneut auf diesen Besuch.

 

Geschichten und Brettspiele

Doch


was machen die beiden zwei Stunden lang? Bisher haben sie das gute Wetter genutzt und verbringen die meiste Zeit draußen. Sie laufen durch Gerresheim, erledigen einige Besorgungen und erzählen sich aus ihren Leben. “Die meiste Zeit höre ich zu”, meint Alexander und findet es auch nicht schlimm, wenn Berghahn eine Geschichte zum zweiten Mal erzählt.

Auf der anderen Seite sind für den Senioren die Geschichten aus Alexanders Schulalltag interessant. 

Für den Winter haben sich die beiden vorgenommen, viele Spiele zu spielen. Kein Fifa oder andere Videospiele, sondern die guten, alten Brettspiele. Da die Großeltern des


Jugendlichen nicht in Düsseldorf leben und er sie nicht allzu oft sieht und auch Berghahns Kinder und Enkel nur selten zu Besuch sind, ist dieses Praktikum für beide eine schöne Ergänzung. 

60 Stunden Sozialpraktikum

Alexanders


Besuche gehören zu einem 60-stündigen Sozialpraktikum, das jeder Neuntklässler des Marie-Curie-Gymnasiums machen muss. Was die Schüler machen, dürfen sie sich selbst überlegen. Manche gehen in einen Kindergarten, manche zur Bahnhofsmission. Für Alexander stand schnell fest, dass er ins Gericusstift möchte. Nicht nur die Nähe zur Schule und

zu seinem Zuhause ist ein Grund. “Jeder muss für sich selbst

entscheiden, was er am liebsten machen möchte. Ich möchte helfen und etwas Gutes für die Gemeinschaft leisten”, meint der Jugendliche, der mit seiner Wahl zufrieden ist. Es macht ihm Spaß, Günter Berghahn zu

besuchen.

Von dem Altersunterschied profitieren beide. Berghahn ist davon überzeugt, dass er vieles im Bereich Technik von seinem Besucher lernen kann. So konnte Alexander das Radio so für ihn umstellen, dass das Display zum Schlafengehen dunkler wird. Für den Jugendlichen ist sowas nur eine Kleinigkeit, aber damit kann er Berghahn eine große Freude bereiten.

Helfen und etwas Gutes tun

Ein Sozialpraktikum müssen viele Schüler in Düsseldorf machen, aber oft dauert es nur zwei Wochen am Stück und ist nicht über ein gesamtes Schuljahr verteilt wie bei Alexander. Doch Alexander sieht in seiner Regelung Vorteile für alle. Über das gesamte Jahr könne eine tiefere Bindung entstehen und man habe sich immer wieder etwas Neues zu


erzählen. Sein Alltag sei durch das Praktikum außerdem nur teilweise eingeschränkt. Zwar kann er sich nicht immer mit seinen Freunden verabreden, aber er weiß, dass er viele Termine auch beruhigt aufs

Wochenende verschieben kann. 

Dass echte Freundschaften bei solchen Praktika entstehen können, weiß Bewohnerin Hildegard Herrmann. Ihre ehemalige Schülerpraktikantin schreibt ihr heute sogar noch Briefe


und das, obwohl sie mittlerweile in England lebt. Wie es sich zwischen Alexander und Günter Berghahn entwickeln wird, zeigt sich wohl erst im Laufe der Zeit. Er war erst sieben Mal zu Besuch und es gibt noch einiges zu erfragen und zu machen, findet er. Aber für beide steht jetzt

schon fest: Schülerpraktika im Altersheim lohnen sich.

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Veröffentlicht am 30. September 2016
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